Neues aus der EZ-PPP

“Das Kompetenzcenter Key Account Management und Kofinanzierung unterstützt die Mitarbeiter des Bereichs Afrika bei der Akquise neuer Geschäfte mit internationalen Gebern (z.B. EU, Bill & Melinda Gates Stiftung). Eines dieser Multi-Stake-Holder-Vorhaben (Bill und Melinda Gates Foundation , Privatwirtschaft, DEG, BMZ) ist die „Competitive African Cotton Initiative“ (COMPACI). Ziel des COMPACI Vorhabens ist es, in mittlerweile 10 afrikanischen Ländern das Jahreseinkommen (sowie die Nahrungsmittelproduktion) von 665.000 Bäuerinnen und –Bauern aus ihren baumwollbasierten Farmingsystems nachhaltig zu verbessern. Das Vorhaben stärkt die Integration dieser Kleinbauern in eine funktionsfähige Baumwollwertschöpfungskette.” (Weiterlesen: https://www.giz.de/de/jobs/3109.html, Job-ID 17807)

Nachhaltige Baumwollproduktion nach COMPACI bedeutet gezielte Anwendung von Pestiziden und verbesserte Applikationstechniken sowie die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit durch organischen Dünger (weiterlesen: http://www.giz.de/de/downloads/giz-2011-de-competetive-african-cotton-initiative.pdf).

Für Nicht-EZler vorweg: Die Entwicklungszusammenarbeit (EZ) ist voller lustiger Abkürzungen, zB PPP – Public-Private-Partnership. Oder auch MaP, was sowohl Mitausreisender Partner als auch Material am Arbeitsplatz bedeuten kann (teilweise auch synonym verstanden).

Die neue, moderne Post-Entwicklungshilfe EZ steckt aber auch voller sonstiger Schönheiten im Detail. Besonders auf der Zunge zergehen lasse ich mir gerade die Akquise neuer Geschäfte mit internationalen Gebern. Hier wird deutlich, woran die EZ als solche krankt: Dem Leitbild der Nord-Süd-Partnerschaft, Reduzierung des Wohlstandsgefälles und der nachhaltigen und gerechten Nutzung der globalen Ressourcen für alle Menschen verpflichtet, kann EZ eigentlich nur ein Ziel haben: sich selbst überflüssig zu machen.

Leider sind die genannten hehren Ziele  im Detail eingebettet in wachstumsfokussierte Wirtschaftsstrukturen des post-industriellen Zeitalters, und unterliegen dadurch wie inzwischen fast alle gesellschaftlichen und politischen Bereiche dem ubiquitären Wachstums-Fetisch.

Wer aber wachsen will, der ist weit davon entfernt, sich selbst überflüsssig zu machen. Der will auch keine Veränderungen bewirken, sondern Vertiefung bestehender Strukturen. Das nennt sich dann neudeutsch nachhaltige Verbesserung.

Doch zurück zum Fall: Kleinbauern sollen in eine funktionsfähige Baumwollwertschöpfungskette integriert werden. Klingt gut: Gegen Wertschöpfung ist prima facie nichts einzuwenden und gegen Integration auch nicht. Was aber bedeutet das?

Erst einmal ist interessant, dass das Bestehen einer funktionsfähigen Baumwollwertschöpfungskette vorausgesetzt wird. Dies vorgestellt, möchte man stutzen, darf es doch inzwischen fast als Binsenweisheit gelten, dass Wertschöpfung im Bereich Urproduktion, noch dazu bei Monokulturen wie der Baumwolle, und darüber hinaus in Entwicklungsländern, gerade nicht stattfindet, auch nicht bei der Herstellung des Stoffes, auch nicht beim Zuschneiden und Nähen des T-Shirts, sondern erst beim Aufkleben des Markenetiketts und noch ein wenig beim zwischenhinein fleißig eingeschalteten Transportsektor.

Nehmen wir die Syntax ernst, sollen sich die Kleinbauern in diese Wertschöpfungskette stärker integrieren: Sie sollen die von ihnen produzierte Baumwolle in diese Wertschöpfungskette hineingeben und sich möglichst optimal darin einfügen, und zwar durch die oben beschriebene nachhaltige Baumwollproduktion, die im Wesentlichen in einer Produktivitätssteigerung durch Pestizideinsatz und Düngung besteht. Dafür erwirtschaften sie unter Umständen sogar einen etwas höheren Erlös als zuvor (nach http://www.giz.de/de/downloads/giz-2011-de-competetive-african-cotton-initiative.pdf  ca. 10-15%, bei zum Leben verfügbaren USD 1,5/Tag).

Verbesserung des Lebensstandards der Kleinbauern? Ein wenig. Verlagerung der Wertschöpfung in die Südländer? Fehlanzeige. Veränderung von Strukturen? Gewiss nicht.

Was wären die Alternativen? Werstschöpfungswissen teilen anstatt Südländer auf die Rolle als Rohstofflieferanten zu beschränken. Sich den globalen Herausforderungen zur schonenden und effizienten Nutzung der natürlichen Ressourcen gemeinsam stellen anstatt sich dem Wachstumsdiktat zu unterwerfen. Das Selbstbewusstsein der Bevölkerung hier wie da stärken anstatt neue Generationen in überholte Systeme zu integrieren versuchen.